2027: Vom handwerklichen Können zur KI-gesteuerten Revolution – Wie KI-Werkzeuge die kreative Landschaft bis 2027 prägen.
Version 1: KI-Tools haben für Gestalter:innen nicht viel geändert
Technische Revolutionen in der Gestaltung haben schon immer zu Unkenrufen geführt, dass dadurch die wahren Kreativen arbeitslos würden. Doch ein kurzer Blick in die jüngste Vergangenheit relativiert diese These:
- Dass Druckvorlagenherstellung ab Ende der 1990er-Jahre digitaler und technisch immer einfacher wurde, führte dazu, dass mehr und nicht weniger gedruckt wird.
- Photoshop, Handyfotografie & Co. haben nicht dazu geführt, dass die Welt gute Fotografie weniger zu schätzen weiß: Technisch hochwertige Fotografie ist nur alltäglicher geworden.
- Ipads, Procreate und Apple Pencil haben Illustration als Beruf zugänglicher gemacht, auch wenn es schon lange klobige Wacom-Boards für Profis gab. Das führte aber nicht zur Konkurrenz durch Laien, sondern im Zusammenspiel mit anderen Faktoren dazu, dass Illustration weitverbreitet und lebendig ist.
- Schriftdesign erlebte bereits in den frühen 2020er-Jahren eine neue Blüte, obwohl Handschrift in der Schule immer weniger gefördert wurde. Neue Font-Tools nehmen viel Fleißarbeit ab.
Berufe verändern sich und das zwingt jeden Menschen zum lebenslangen Lernen. Was unsere eigene Profession angeht, sind wir Optimisten: Gib Kreativen neue Werkzeuge und sie werden aufregende Dinge erfinden.
Version 2: KI-Tools haben für Gestalter:innen alles verändert
Doch die 2024 noch populären Tools wie ChatGPT, Midjourney, Firefly und Stable Diffusion und ihre Nachfolger stellten eine neue Qualität an Werkzeugen dar. Und das in mehrfacher Hinsicht:
- Das Ende mittelmäßiger Gestaltung: Ganz allgemein wird der Anspruch aller an Gestaltung höher, weil bunte Welten mit einem kurzen Prompt erzeugt werden können. Das Verständnis für dilettantische Umsetzung wird bei Gestaltenden und Rezipient:innen immer geringer. Denn es scheint ja so vorgeblich einfach, bunte Bildchen zu erzeugen, die früher stundenlangen Modellbau oder Mattepainting voraussetzten.
- Die Entwicklung neuer Ideen und Motive: Wenn jede und jeder – basierend auf dem gesamten Bildschatz des Internets – existente Stile einfach emulieren kann, dann werden die eigentlichen Motive und Ideen wichtiger. Denn bekannte Stile erfahren eine hohe Reichweite, aber ermüden die Nutzer:innen schnell. Jede und jeder kann jetzt Illustrationen im Stil von Chuck Close oder Murakami kreieren. Der individuelle Stil ist aber weiterhin das Nonplusultra und das Unterscheidungsmerkmal in der Kommunikation.
Gestalter:innen müssen mehr darüber nachdenken, was sie eigentlich nicht zeigen. Techniken reichen noch weniger aus, um aus der Masse herauszustechen – auch wenn durch die KI-Tools neue Stile entstehen werden, genau wie in der Vergangenheit neue Techniken und Technologien zu neuen visuellen Ausdrucksformen geführt haben.
Gestalter:innen müssen mehr darüber nachdenken, was sie eigentlich nicht zeigen. Techniken reichen noch weniger aus, um aus der Masse herauszustechen – auch wenn durch die KI-Tools neue Stile entstehen werden, genau wie in der Vergangenheit neue Techniken und Technologien zu neuen visuellen Ausdrucksformen geführt haben.
Wer das notwendige Geld hat, wird 2027 vielfältige Welten, Filme, Geschichten und Bücher mit der Eingabe von fünf Parametern erzeugen können. Das kreative Proletariat kann nur durch extreme Fleißarbeit Werke kümmerlichen Umfangs schaffen.
Seit 2022 gab es immer wieder überraschende technologische Durchbrüche wie Stable Diffusion, die nicht Millionen bis Milliarden Euro an Trainingskosten verschlungen, sondern relativ günstig zu trainieren waren. Doch war der schiere Datenverarbeitungsaufwand des Machine Learnings nur durch sehr große Unternehmen finanzierbar. Das begünstigte das Entstehen von Monopolisten.